Elevator Pitch: Überzeugen in 60 Sekunden

Elevator Pitch: Überzeugen in 60 Sekunden

Professionell bewerben | 15.01.2024

In der Kürze liegt die Würze. Genau nach diesem Prinzip funktioniert ein erfolgreicher Elevator Pitch. Wer weiß, wie es geht, kann damit auch im Vorstellungsgespräch richtig auftrumpfen und ist vom Traumjob nicht mehr weit entfernt.

Eine einmalige Chance

Manche Gelegenheiten kommen nur einmal im Leben. Und dann heißt es: Jetzt oder nie. Eine Einladung zum Vorstellungsgespräch ist erstmal ein Grund zur Freude, beweist sie doch, dass die schriftliche Bewerbung gut ankam und immerhin Interesse besteht, sich ein persönliches Bild vom Bewerber zu machen. Wer als Bewerber auf dem Papier überzeugt, hat einen wichtigen Schritt geschafft. Gratulation!

Aber von jetzt an werden die Karten neu gemischt. Denn im persönlichen Gespräch müssen Bewerber nun mit ihrem Auftreten überzeugen und mit ihrer Ausstrahlung beeindrucken, damit der Traumjob nicht nur ein Traum bleibt. Das kann mit einem Elevator Pitch richtig gut funktionieren, vorausgesetzt, die Regeln werden beachtet und der Inhalt ist stimmig.

Was ist ein Elevator Pitch?

Zeit ist ein knappes Gut in der Geschäftswelt. Vorgesetzte, Personaler oder andere Entscheidungsträger haben meistens nicht viel davon und treffen ihre Entscheidungen manchmal anhand von Kleinigkeiten. Bei einem Elevator Pitch soll einem Gesprächspartner innerhalb von maximal einer Minute eine Idee oder ein Angebot so präsentiert werden, dass er einen positiven Eindruck vom Redner gewinnt und zugleich begeistert von der Präsentation ist.

Business im Aufzug

Die Methode des Elevator Pitch, auch bekannt als Elevator Speech, kommt ursprünglich aus Amerika:
Als in den 1920er Jahren in den großen US-amerikanischen Städten die ersten echten Wolkenkratzer entstanden, zogen dort Konzerne ein, deren Spitzenmanager ihre Büros in den obersten Etagen hatten. Der junge Nachwuchs brannte auf Karriere und darauf, den Chef mit eigenen Ideen zu überzeugen. Doch dieser hatte praktisch niemals Zeit. Also passten die Nachwuchsmanager ihren Chef morgens unten am Fahrstuhl (Englisch "Elevator") ab, fuhren mit ihm nach oben und erklärten ihm dann in 30 bis 90 Sekunden, der Fahrzeit des Aufzugs, ihre Idee. Das verlangt einen strengen Fokus auf das Wesentliche.

So oder ähnlich hat es sich abgespielt und der Elevator Pitch war geboren. Der Begriff hat sich inzwischen nicht nur zum Geflügelten Wort entwickelt, sondern der knackige Pitch hat auch Einzug in verschiedene andere Bereiche gefunden. Aber wie geht so ein Pitch? Und kann das wirklich funktionieren?

Pitchen ist Routine

Ein Pitch ist eine gut durchdachte Präsentation innerhalb eines begrenzten Zeitrahmens. In der Werbebranche ist es schon lang üblich, zu pitchen. Ein Konzept oder eine Kampagne werden, auf ihre notwendigsten Fakten komprimiert, so vorgestellt, dass der Zuhörer mitgerissen wird. Das Ziel ist, den besten Vortrag zu liefern und einen Auftrag zu ergattern.

Pitchen gehört heute auch zum Alltag von Startups und Neugründern. Sie müssen ihre Geschäftsidee in kürzester Zeit verkaufen. Ein Pitch lässt sich nicht nur auf ein Produkt oder ein Konzept, sondern auch auf eine Person beziehen. Bewerber, die sich um eine vakante Stelle bemühen, müssen im Vorstellungsgespräch neben ihren Referenzen vor allem sich selbst bestmöglich verkaufen. Hier liegt es nahe, zu pitchen. Denn Bewerbungsgespräche sind immer zeitlich begrenzt und in der Regel bleibt Bewerbern nur diese eine Chance, um den potenziellen neuen Chef von sich zu überzeugen. Gerade in Bewerbungsverfahren sind Personaler im Grunde dankbar, wenn sich ein Bewerber so kurz fassen kann.

Die Regeln des Elevator Pitch

Der Elevator Pitch ist das ideale Mittel für den schnellen Erfolg. Weil die Zeit für die Rede so extrem knapp ist, muss jeder Satz sitzen. Allen voran einmal der Einstiegssatz. Wer hier nicht ins Schwarze trifft, hat im Grunde schon verloren. Plappern Sie also nicht einfach so drauf los.

Das Geheimnis der AIDA-Formel

Für einen gelungenen Elevator Pitch empfehlen Experten, nach der AIDA-Formel vorzugehen.

A steht für "Attention"

Aufmerksamkeit muss bereits nach dem ersten Satz erzeugt werden. Eine knackige These oder eine packende Aussage können dabei helfen. Seien Sie kreativ und ein bisschen mutig dabei. Stellen Sie sich am besten vor, Sie treten in den Fahrstuhl mit ihrem Gesprächspartner und die Fahrt beginnt.

I steht für "Interest"

Die wichtigsten und spannendsten Stationen im Lebenslauf werden hier kurz skizziert. Das Interesse des Zuhörers muss geweckt und gehalten werden. Auf umschweifende Ausführungen sollten Sie jetzt verzichten.

D steht für "Desire"

Um Verlangen beim Zuhörer zu wecken, helfen ein paar wenige überzeugende Fakten und kernige Argumente. Der Vorgesetzte oder Personaler muss beginnen, Sie als Mitarbeiter haben zu wollen.

A steht für "Action"

Regen Sie Ihren Zuhörer zum Handeln an. Sie können den Pitch geschickt mit einer Frage beenden oder einer mutigen Aufforderung wie etwa „Jetzt müssen Sie mich nur noch einstellen “ oder „Lassen Sie mich loslegen für Ihr Unternehmen“. Wie auch immer Sie den Schluss formulieren, wenn Sie es mit einem Augenzwinkern tun, bleiben Sie sicherlich in Erinnerung.

Elevator Pitch im Vorstellungsgespräch: Mut zur Selbstpräsentation

Der Elevator Pitch verfolgt ein wesentliches Ziel: Im Gedächtnis des Gesprächspartners bleiben. Eine chronologische Reihenfolge der beruflichen Stationen ist weniger ausschlaggebend als aussagekräftige Thesen. Denn als Bewerber wollen Sie schließlich bleibenden Eindruck hinterlassen.

Beim Elevator Pitch werden überflüssige Einzelheiten und Details ausgespart. Der Redner kommt mit einer möglichst lebendigen Sprache auf den Punkt. Mittlerweile ist es in Vorstellungsgesprächen üblich, dass nach einer Vorstellungsrunde die Aufforderung erfolgt: Erzählen Sie doch kurz etwas von sich selbst. In dem Moment beginnt der Kern eines Bewerbergesprächs, der Pitch.

Der Elevator Pitch eignet jetzt hier besonders. Denn Sie als Bewerber sind einer von vielen und müssen aus der Masse herausstechen, ohne Ihr Gesprächsgegenüber zu langweilen oder dessen Aufmerksamkeit überzustrapazieren.

Folgende Kernfragen sollten im Pitch beantwortet werden:

  • Wer sind Sie?
  • Was bringen Sie mit und was befähigt Sie für den Job oder hebt Sie ab von Ihrer Konkurrenz?
  • Wohin wollen Sie zukünftig?

Tipp:

Spielen Sie nicht gleich alle Trümpfe aus, sondern heben Sie sich ein oder zwei Highlights für eventuelle Rückfragen nach dem Pitch auf.

So gelingt Ihre Kurzpräsentation

  1. Beginnen Sie mit einem anregenden Einstieg mit wenigen Worten.
  2. Es folgen ein paar Sätze zum beruflichen Werdegang, die die wichtigsten Stationen erwähnen.
  3. Erklären Sie nun mit einem gehaltvollen Statement, warum Sie der richtige Kandidat sind.
  4. Pitchen Sie mit Begeisterung. So stecken Sie die Zuhörer mit Ihrer Euphorie an.
  5. Bleiben Sie bei allem, was Sie sagen, authentisch. Seien Sie also Sie selbst. Ob emotional, sachlich oder humorvoll – echt muss es sein.
  6. Beenden Sie den Pitch geschickt, mit einer Frage oder einer witzigen Aussage. Alternativ kann auch ein persönliches Ziel genannt werden.
  7. Holen Sie Ihren Zuhörer ab und regen Sie ihn zu weiteren Fragen an. So entsteht ein Bewerbungsgespräch, das er nicht so schnell vergessen wird und das SIe aktiv mitgestalten.

Die Selbstpräsentation optimal vorbereiten

Vor Beginn eines Elevators Pitches muss klar sein: Die Zeit ist knapp. Innerhalb von einer, maximal jedoch zwei Minuten, muss das Wesentliche präsentiert werden. Eine gute Vorbereitung ist hilfreich, um sich nicht unnötig in Nebensächlichkeiten zu verstricken und die Zeit nicht aus den Augen zu verlieren. Überlegen Sie deshalb im Vorfeld, wie Sie Ihren Zuhörern Ihre Kompetenzen so vermitteln, dass er nicht gelangweilt ist.

Dazu helfen folgende Fragen, an denen Sie sich in Ihrem Pitch orientieren können:

  • Was sind die herausragendsten Stationen in Ihrem Lebenslauf?
  • Was war das erfolgreichste Projekt?
  • Was war die größte berufliche Herausforderung?
  • Was sind die besonderen Stärken, die Sie für den Job auszeichnen?
  • Warum passen Sie als Person in das Unternehmen?
  • Welchen Mehrwert bringen Sie für das Unternehmen mit?

So überzeugen Sie mit einem Elevator Pitch

  • Sprechen Sie unbedingt frei und halten Sie Augenkontakt! Üben Sie Ihren Pitch so lang, bis Sie ihn im Schlaf aufsagen können. Üben Sie ihn genauso wie früher in der Schule, wenn Sie ein Gedicht auswendig lernen mussten.

  • Sprechen Sie laut und deutlich! Rasseln Sie Ihre einstudierten Sätze nicht herunter, sondern legen Sie auch kurze Pausen ein, um dem Zuhörer die Möglichkeit zu geben, alle Informationen aufnehmen zu können.

  • Benutzen Sie Ihre Hände beim Sprechen und denken Sie an die Macht der Körpersprache. Manchmal sagen Gestik und Mimik mehr als tausend Worte. Üben Sie vor dem Spiegel!

  • Behalten Sie den roten Faden. Das klappt gut mit Storytelling. Erzählen Sie Ihren Pitch als Geschichte. Das erzeugt Emotionen und Gefühle wirken immer.

  • Sparen Sie unnötige Nebenstationen oder frühere Zeiten aus und erwähnen Sie stattdessen die beruflichen Höhepunkte der letzten zwei Jahre. Bleiben Sie präzise in Ihren Schilderungen und vermeiden Sie Füllwörter.

  • Benutzen Sie einfache und kurze Sätze in einer verständlichen natürlichen Sprache, die nicht aufgesetzt und künstlich klingt. Fremdwörter können Sie gern weglassen.

  • Belegen Sie Fakten oder Thesen mit Zahlen und Beispielen. Schwammige oder allgemeine Formulierungen langweilen schnell. Wenn Sie zum Beispiel sagen „Ich habe den Umsatz um ganze 20% erhöht“ anstatt „Ich habe den Umsatz gesteigert“ wirkt das viel greifbarer und stichhaltiger.

  • Geizen Sie nicht mit Ihren besonderen Kompetenzen. Übliche Fähigkeiten wie Pünktlichkeit, Teamfähigkeit und Motivation brauchen Sie nicht extra aufzählen. Das setzt ein Chef voraus. Geben Sie lieber etwas von Ihrer Persönlichkeit preis. Wenn Sie zum Beispiel sagen „Ich als begeisterter Tennisspieler weiß, dass kein Spiel verloren ist, solange der entscheidende Satz noch offen ist“, zeigen Sie, dass Sie Durchhaltevermögen und einen starken Willen besitzen. Und vielleicht haben Sie Glück und Ihr Zuhörer spielt auch gern Tennis. So wird er Sie sicherlich nicht vergessen, sondern denken: Das war der Tennisspieler.

  • Seien Sie mutig. Erläutern Sie mit wenigen Worten, warum Sie der beste und richtige Kandidat für die Stelle sind

  • In der Kürze liegt die Würze! Machen Sie mehrere Testläufe daheim. Wenn die Zeit zwei Minuten überschreitet, überarbeiten Sie den Pitch. Filmen Sie sich mit Ihrem Smartphone selbst und erkennen Sie ganz leicht, wo Ihre Schwachstellen liegen.

  • Führen Sie eine Generalprobe durch. Präsentieren Sie Ihren Elevator Pitch Ihrem Partner oder einem Freund und bitten um ein ehrliches Feedback.

  • Und last but not least: Denken Sie immer an die Elevator Szene.

Elevator-Pitches im Vorstellungsgespräch: Beispiele für verschiedene Branchen und Positionen

Als Ingenieur: "Als Maschinenbauingenieur mit Schwerpunkt Automotive verstehe ich die Prozesse in der Fahrzeugproduktion. In meinen letzten Projekten habe ich die Produktivität um über 10% gesteigert durch optimierte Logistikkonzepte. Bei Ihnen könnte ich mit meinem Know-how die Produktion noch effizienter machen."

Als Grafikdesigner: "Ich bin Grafikdesigner mit Schwerpunkt Corporate Design. Logos, Broschüren, Webseiten - ich gestalte Markenauftritte auf allen Kanälen. Für Kunden wie XY und XY habe ich bereits CI/CDs entwickelt. Gerne würde ich meine kreativen Fähigkeiten zukünftig in Ihrem Designteam einbringen."

Als Lehrer: "Als ausgebildeter Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik fördere ich junge Menschen mit innovativen Unterrichtsmethoden. Meine Schüler loben meine anschaulichen Erklärungen. An Ihrer Schule könnte ich insbesondere in den MINT-Fächern meine pädagogische Erfahrung gewinnbringend einsetzen."

Als IT-Fachkraft: "Ich bin Fachinformatiker Anwendungsentwicklung mit langjähriger Erfahrung in Java und SQL. Komplexe Softwareprojekte habe ich stets im Budget und Zeitrahmen umgesetzt. Mit meinem technischen Know-how und meiner Hands-on Mentalität werde ich Ihr Entwicklungsteam optimal verstärken."

Als HR-Manager: "Als Personaler bin ich Experte für ganzheitliche HR-Konzepte. Mit innovativen Recruiting-Methoden habe ich für meine bisherigen Arbeitgeber die besten Talente gewonnen. Bei Ihnen möchte ich durch gezieltes Employer Branding die Position als Top-Arbeitgeber weiter ausbauen."

Als Projektmanager: "Komplexe Großprojekte erfolgreich umzusetzen ist meine Stärke. Mit meinem strukturierten Vorgehen habe ich schon Projekte im Wert von über 10 Mio. Euro geleitet. Ich möchte mein Know-how jetzt gerne als Projektleiter in Ihrem Unternehmen einbringen."

Als Marketingmanager: "Als passionierter Marketingmanager habe ich in den letzten Jahren die Bekanntheit mehrerer Marken gesteigert und Umsatzsteigerungen erzielt. Mit meinem Gespür für zielgruppenspezifische Kampagnen werde ich Ihren Markenerfolg auf die nächste Stufe heben."

Als Controller: "Zahlen sind meine Welt. Ich bin Wirtschaftsprüfer und habe umfassende Erfahrung in der Jahresabschlussprüfung. Compliance und Bilanzanalyse sind meine Kernkompetenzen. Ich würde mich freuen, wenn ich diese als Controller in Ihrem Finanzteam einbringen könnte."

Als Verkäufer: "Als gelernter Einzelhandelskaufmann liegen Vertrieb und Kundenberatung mir im Blut. Für meine bisherigen Arbeitgeber habe ich durch persönliche Ansprache und überzeugende Argumente die Verkaufszahlen gesteigert. Nun möchte ich mein Verkaufstalent gerne in Ihrem Unternehmen unter Beweis stellen."

Fazit: Sechzig Sekunden, die das Leben verändern können

Sich selbst verkaufen können ist eine Kunst, die sich jeder mit ein bisschen Training aneignen kann. Bei einem Elevator Pitch geht es darum, earcatcher zu erzeugen und den Zuhörer zu begeistern. Die Devise dabei ist: So viele Informationen wie nötig und so wenige Sätze wie möglich. Wer das beachtet, kann mit der effektiven Methode super Erfolge erzielen und auch mit wenigen Worten überzeugen.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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