Freelancer werden – lebe Deinen Traum

Freelancer werden – lebe Deinen Traum

Berufsleben | 19.02.2024

Als Freelancer lebt man den Traum von Unabhängigkeit und Flexibilität. Erfahre in diesem Artikel, wie du deine Karriere als selbständiger Freelancer planst und umsetzt.

Das Leben als Freelancer bietet viele Vorzüge wie zum Beispiel Unabhängigkeit und gute Verdienstmöglichkeiten. Voraussetzung sind allerdings eine sorgfältige Planung und Durchhaltevermögen vor allem zu Beginn.

Wer möchte das nicht? Statt sich täglich vom Chef erklären zu lassen, welche Arbeiten wann und wo zu verrichten sind, entscheidet man selbst, für wen man tätig wird, und kann die Arbeit frei einteilen. Statt täglich von 9 bis 17 Uhr im Büro zu sitzen, kann die Arbeit von überall erbracht werden, sei es von zu Hause oder am Strand.

Alle diese Möglichkeiten stehen Freelancern offen – wenn sie es richtig angehen. Denn wer als Freelancer erfolgreich sein möchte, muss sein Business sorgfältig planen und muss auch bereit sein, längere Durststrecken zu überstehen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Freelancer haben im Vergleich zu festangestellten Mitarbeitern sehr gute Verdienstchancen.
  • Der Markt für Freelancer entwickelt sich günstig.
  • Freelancer gibt es in vielen verschiedenen Branchen.
  • Wer als Freelancer arbeiten möchte, muss seine Karriere sorgfältig planen.

Was ist ein Freelancer?

Freelancer sind unabhängige Dienstleister, die nicht bei einem bestimmten Unternehmen angestellt sind, sondern auf eigene Rechnung arbeiten. Sie sind sozusagen Ein-Personen-Unternehmen.

Oftmals wird der Begriff Freelancer mit dem Begriff des Freiberuflers gleichgesetzt. Das ist aber falsch, denn die beiden Begriffe beschreiben unterschiedliche Dinge:

  • Freelancer beschreibt das Vertragsverhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Damit wird eine Abgrenzung vom Status des Angestellten vorgenommen.
  • Freiberufler steht dagegen für die Art der ausgeübten Tätigkeit. Es ist gesetzlich festgelegt, welche Arten von Tätigkeiten als freie Berufe gelten. Dazu gehören laut Einkommensteuergesetz selbständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeiten.

Das bedeutet: Ein Freelancer kann gleichzeitig Freiberufler sein mit den entsprechenden Auswirkungen auf Steuer und Versicherung (siehe dazu den Abschnitt weiter unten). Es gibt aber auf Freelancer, die aufgrund ihrer Tätigkeit keine Freiberufler sind. Auch das wirkt sich auf Steuern und Versicherungen aus.

Ein Freiberufler wiederum muss keine Freelancer sein, etwa dann, wenn ein Rechtsanwalt eine große Kanzlei mit vielen Mitarbeitern betreibt.

Was macht das Arbeiten als Freelancer so reizvoll?

Wer als Freelancer arbeitet, kann maximale Flexibilität genießen. Das ist etwas, das heute im Zeitalter von Remote Work, digitalem Nomadentum und Workation voll im Trend liegt. Freelancer können selbst entscheiden, wann, wo und wieviel sie arbeiten, denn sie haben keinen Chef, der ihnen Vorgaben machen kann. Sie müssen lediglich ihre Kunden zufriedenstellen.

Als Freelancer arbeitet man meist für eine größere Anzahl von Kunden und das je nach Umfang der Mandate häufig parallel. Das sorgt für Abwechslung, und man lernt ständig Neues dazu.

Als Freelancer verdient man gut – zumindest dann, wenn man sich einen guten Ruf erarbeitet und viele Stammkunden hat. Die Zukunftsaussichten für Freelancer sehen angesichts des steigenden Fachkräftemangels ebenfalls rosig aus, denn der Bedarf an Freelancern steigt kontinuierlich an.

In welchen Jobs können Freelancer arbeiten?

Freelancer können in den meisten Berufen tätig sein. Meist sind es jedoch kreative Tätigkeiten, gerne auch mit der Möglichkeit, diese online zu erbringen, die von Freelancern ausgeübt werden. Hier einige Beispiele:

  • Erstellen von Texten und andere redaktionelle Leistungen
  • Online-Coachings
  • Online-Marketing, SEO und SEA
  • Webdesign und Grafikdesign
  • Übersetzungen
  • Beratungsleistungen aller Art

Wie werde ich Freelancer?

Wer als Freelancer erfolgreich sein will, muss sich vorher genau überlegen, wohin die Reise gehen soll und welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Sich für eine Karriere als Freelancer zu entscheiden, bedeutet, eine neue Existenz zu gründen – nicht mehr und nicht weniger. Die gute Nachricht ist, dass die dazu notwendigen Schritte bekannt sind und einer nach dem anderen abgehakt werden können.

Businessplan erstellen

Bevor es konkret wird und ein Gewerbe angemeldet werden kann, ist zunächst einmal zu bestimmen, wie es später mit dem Geldverdienen klappen kann und welche Einnahmen und Ausgaben zu erwarten sind. All das fließt in einen Businessplan. Hier sollte man nicht mit zu optimistischen Annahmen arbeiten. Besser ist es, die Einnahmen ein wenig zu niedrig und die Ausgaben ein wenig zu hoch anzusetzen. Zeigt sich dann, dass es trotzdem reicht, steht die Ampel auf Grün.

Bei den Einnahmen geht es vor allem um den Stundensatz, den man als Freelancer verlangen kann. Gerade für Neulinge ist es oftmals schwierig, ihren Marktwert realistisch einzuschätzen. Dabei können zwei Informationen hilfreich sein:

  • Was verdienen Festangestellte für die entsprechende Tätigkeit?
  • Was verlangen andere Freelancer in derselben Branche?

Aufgrund der höheren Ausgaben, die man als Freelancer zu stemmen hat, sollte der Stundensatz mindestens das 1,5fache, besser aber das Doppelte dessen sein, was ein festangestellter Mitarbeiter für vergleichbare Tätigkeiten erhält. Verdient zum Beispiel ein festangestellter Online-Marketer umgerechnet 40 Euro pro Stunde, sollte man als Freelancer für vergleichbare Tätigkeiten 60, besser aber 80 Euro ansetzen – mindestens.

Beim Vergleich mit anderen Freelancern müssen immer auch die Erfahrung und die Reputation einbezogen werden. Wer frisch beginnt und noch keine oder erst wenige Referenzen aufweisen kann, erhält natürlich weniger als renommierte Kollegen, die auch schon für große Kunden erfolgreich gearbeitet haben.

Bei den Ausgaben sind verschiedene Posten zu berücksichtigen:

  • Fällige Steuern
  • Notwendige Versicherungen
  • Benötigte Ausstattung
  • Weiterbildungen
  • Besuche von Messen, Seminaren und Kongressen
  • Rücklagen für Zeiten ohne Aufträge
  • Kosten für beanspruchte Dienstleister wie Steuerberater
  • Kosten für die eigene Website
  • Internet, Mobilfunk

Diese Ausgaben können sich zu ordentlichen Summen formieren, weshalb es wichtig ist, sich bereits in der Planungsphase genau zu überlegen, wie hoch die monatliche Belastung in etwa ausfallen wird.

Gewerbe anmelden – oder auch nicht

Sobald der Businessplan steht und sich abzeichnet, dass der zu erwartende Gewinn für den geplanten Lebensstandard ausreicht, kann bei der örtlichen Gemeinde ein Gewerbe angemeldet werden. Das ist Voraussetzung, sofern man nicht als Freiberufler arbeitet und damit von der Gewerbesteuer befreit ist.

Die Gemeinde informiert anschließend das zuständige Finanzamt. Dieses wiederum wendet sich an den zukünftigen Freelancer und schickt ihm einen Fragebogen zu, der recht schnell ausgefüllt werden kann. Gleichzeitig erhält der Freelancer eine Steuernummer, mit dem er seinen Gewinn versteuern kann.

Welche Steuern müssen Freelancer bezahlen?

Apropos Steuern: Das ist ein wichtiger Punkt, der nicht unterschätzt werden darf.

Freelancer müssen vor allem die folgenden Steuerarten beachten:

  • Einkommensteuer
  • Umsatzsteuer
  • Gewerbesteuer

Zunächst einmal ist es so, dass Freelancer – anders als festangestellte Mitarbeiter – ihre Einkommensteuer nicht direkt von ihren Einnahmen abgezogen bekommen. Sie zahlen ihre Einkommensteuer erst mit ihrer Steuererklärung für das jeweilige Jahr. Das bedeutet aber auch, dass über das Jahr hinweg mehr Geld auf dem Konto liegt, als man behalten darf, denn ein Teil (bis zu 42 Prozent) gehört dem Staat. Das kann zu einem bösen Erwachen führen, wenn das Finanzamt eine kräftige Steuernachzahlung verlangt, was bei Freelancern nun mal die Regel ist.

Daher: Schon vorab sollte man entweder einen entsprechenden Teil der Einnahmen auf die Seite legen oder das Finanzamt bitten, ausreichend hohe Vorauszahlungen zu verlangen. Dann fällt die Nachzahlung entsprechend geringer aus.

Mit der Umsatzsteuer verhält es sich so: Zwar vereinnahmt man als Freelancer die fällige Umsatzsteuer (in der Regel 19 Prozent), muss diese aber im Zuge der Umsatzsteuervoranmeldung an das Finanzamt abführen. Je nachdem, wie hoch die Einnahmen sind, muss die Umsatzsteuervoranmeldung entweder jährlich, pro Quartal oder sogar monatlich erfolgen.

Ausnahme ist die sogenannte Kleinunternehmerregelung: Wer im vorausgegangenen Jahr maximal 22.000 Euro Umsatz und im laufenden Jahr voraussichtlich maximal 50.000 Euro Umsatz erzielt, kann sich von der Umsatzsteuerpflicht befreien lassen. Das bedeutet: Man muss in den Rechnungen keine Umsatzsteuer ausweisen, ist aber auch nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt. Das spart Aufwand und bringt vor allem dann etwas, wenn man für Privatkunden arbeitet, die ihrerseits nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt sind. Für sie wird es dann billiger. Allerdings sollte auch nicht vergessen werden, dass der Hinweis auf Anwendung der Kleinunternehmerregelung den Anschein fehlender Professionalität erwecken kann – insbesondere, wenn man mit großen Kunden zusammenarbeitet.

Wer als Freelancer einen Gewinn von mehr als 24.500 Euro erzielt, ist darüber hinaus gewerbesteuerpflichtig. Übersteigt der Gewinn diesen Betrag, so ist der Teil, der über den Freibetrag von 24.500 Euro hinausgeht, gewerbesteuerpflichtig. Der Vorteil dabei ist, dass sich die Gewerbesteuer auf die Einkommensteuerlast anrechnen lässt. Je nach dem jeweils gültigen Gewerbesteuerhebesatz der Gemeinde, in der man sein Gewerbe angemeldet hat, kann sich die Steuerlast durch die Gewerbesteuer aber dennoch deutlich erhöhen.

Ausnahme bilden Freiberufler. Sie sind generell von der Gewerbesteuerpflicht befreit. Wer in einem der für Freiberufler geltenden Tätigkeitsfelder arbeitet, sollte also prüfen, ob sich eine entsprechende Einstufung lohnt.

Welche Versicherungen benötigt ein Freelancer?

Hier wird es ein wenig komplizierter, denn anders als angestellte Mitarbeiter müssen sich Freelancer um viele Versicherungen selbst kümmern. Essentiell sind diese Versicherungen:

  • Kranken- und Pflegeversicherung
  • Rentenversicherung bzw. private Altersvorsorge

Zu empfehlen sind außerdem

  • Unfallversicherung
  • Berufsunfähigkeitsversicherung

Je nach ausgeübter Tätigkeit können auch diese Versicherungen sinnvoll sein:

  • Betriebshaftpflichtversicherung
  • Rechtschutzversicherung
  • Vermögensschadenshaftpflichtversicherung

Kranken- und Pflegeversicherung für Freelancer

Grundsätzlich haben Freelancer – anders als festangestellte Mitarbeiter – die Wahl, ob sie sich gesetzlich bei einer Krankenkasse oder privat krankenversichern wollen. Ein Mindesteinkommen für die Wahl einer privaten Krankenversicherung gibt es nicht.

Dabei ist jedoch zu beachten, dass private Krankenversicherungen mit steigendem Alter teurer werden. Wer in jungen Jahren eine private Krankenversicherung wählt, profitiert allerdings von Rückstellungen, die von seinen Beiträgen gebildet werden und die den Anstieg der Beiträge im Alter dämpfen. Daher gilt: Umso jünger man ist, desto eher kann sich eine private Krankenversicherung lohnen. Aber Vorsicht: Wer sich einmal für diese Weg entschieden hat, kann nicht einfach in eine gesetzliche Krankenkasse wechseln. Hier gelten bestimmte Alters- und Einkommensgrenzen.

Wer aber glaubt, dass die Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung günstig seien, irrt sich. Je nach Gewinn und von der Krankenkasse erhobenen Zusatzbeitrag kann der monatliche Beitrag 1.000 Euro übersteigen – das summiert sich auf mehr als 12.000 Euro jährlich. Immerhin lassen sich die Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung steuerlich geltend machen.

Übrigens besteht alternativ für diejenigen, die in bestimmten kreativen Berufen tätig sind, die Möglichkeit, sich bei der Künstlersozialkasse (KSK) anzumelden. Sie führt Beiträge an die gesetzliche Renten-, Kranken- und soziale Pflegeversicherung ab und stockt diese auf - ähnlich wie ein Arbeitgeber.

Rechte und Pflichten von Freelancern

Bei allen Freiheiten, die Freelancer genießen, sind auch einige Pflichten zu beachten. Diese ergeben sich zunächst einmal aus dem jeweiligen Vertragsverhältnis mit ihrem Kunden und sind individuell unterschiedlich. Wichtig ist es, sich die Vereinbarungen genau durchzulesen, bevor man etwas unterschreibt.

Manche Freelancer arbeiten aufgrund eigener AGB, auf die sie in ihrem Angebot an potentielle Kunden hinweisen. Dadurch haben sie die Kontrolle über bestimmte Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Mitwirkungspflichten, den Gerichtsort im Falle von Rechtsstreitigkeiten oder die Rechte an im Zuge des Auftrags erstellten Werken.

Die Formulierung der AGB sollte auf jeden Fall juristisch geschulten Fachleuten überlassen werden, damit sie im Falle eines Falles nicht angreifbar sind.

Im Gegensatz zu festangestellten Mitarbeitern müssen Freelancer auf eine Reihe von Vorzügen verzichten. Das sind insbesondere

  • Bezahlte Urlaubstage
  • Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
  • Kündigungsschutz.

Zumindest für einen längeren krankheitsbedingten Ausfall können Freelancer vorsorgen, indem sie bei ihrer Krankenversicherung die Leistung von Krankentagegeld abschließen, das in der Regel nach einem Ausfall von mehr als sechs Wochen bezahlt wird und das zumindest einen Teil des Verdienstausfalls abdeckt.

Zudem ist für manche Tätigkeiten eine Mitgliedschaft bei der gesetzlichen Rentenversicherung vorgeschrieben.

All das sollte bei der Berechnung der Stundensätze berücksichtigt werden, die man als Freelancer verlangt.

Achtung Scheinselbständigkeit

Freelancer können leicht in die Falle der Scheinselbständigkeit tappen. Was bedeutet das? Unter Scheinselbständigkeit wird ein Arbeitsverhältnis verstanden, das zwar formal einer Selbständigkeit entspricht, de facto aber wie ein Angestelltenverhältnis gestaltet ist. Um das zu bewerten, kommen verschiedene Kriterien zum Tragen:

  • Tätigkeit nur für einen Auftraggeber
  • Großteil des Umsatzes (mehr als fünf Sechstel) wird über einen Auftraggeber generiert
  • Weisungsgebunden: keine freie Wahl von Arbeitszeit und Arbeitsort
  • Arbeitsplatz im Gebäude des Kunden
  • Kein Auftritt nach außen als selbständiges Unternehmen (zum Beispiel keine eigene Website)
  • E-Mail-Adresse auf der Domain des Kunden
  • Gleiche Tätigkeiten wie festangestellte Mitarbeiter des Kunden

Nicht ein Kriterium alleine entscheidet über eine bestehende Scheinselbständigkeit. Es findet stets eine Gesamtbetrachtung statt. So ist es beispielsweise kein Problem, wenn ein Freelancer vorübergehend einen Großteil seines Umsatzes über einen einzigen Kunden generiert, wenn ansonsten alle anderen Umstände die Selbständigkeit bestätigen.

Kommt das Finanzamt zur Auffassung, dass tatsächlich eine Scheinselbständigkeit vorliegt, wird es unangenehm sowohl für den Freelancer als auch für dessen Kunden. Letzterer sieht sich dann mit Nachzahlungen an die Sozialversicherungsträger konfrontiert und kann zudem mit einem Bußgeld belegt werden.

Der Freelancer verliert dadurch einen wichtigen Kunden, weil eine Fortsetzung der Zusammenarbeit unter den bisherigen Bedingungen nicht mehr möglich ist. Die einzige Alternative wäre, dass sich der Freelancer tatsächlich vom Kunden festanstellen lässt, was aber in den meisten Fällen sicherlich von beiden Seiten nicht gewünscht sein dürfte.

Buchführung für Freelancer

Neben den verschiedenen Aufgaben, die ein Freelancer zu erledigen hat, gehört auch die Buchführung. Sie ist wichtig und notwendig, damit die jährliche Steuererklärung erstellt werden kann und damit Gewinne bzw. Verluste korrekt ausgewiesen werden.

Auch hier gibt es eine wichtige Besonderheit für Freiberufler: Sie sind nämlich von der Buchführungspflicht ausgenommen, die ansonsten für Freelancer ab 600.000 Euro bzw. bei einem Gewinn von über 60.000 Euro gilt.

Freelancer, die sich unterhalb dieser Werte bewegen, dürfen eine Einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) vornehmen, in die Gewinne und Verluste einander gegenübergestellt werden.

Weil die Buchführung und die Pflege der für die Steuer relevanten Unterlagen recht zeitaufwändig und auch fehleranfällig sein können, lohnt sich oftmals die Beauftragung eines Steuerberaters. Die dadurch eingesparte Zeit kann für die Bearbeitung von Kundenaufträgen genutzt werden. In vielen Fällen übersteigen die dadurch erzeugten Einnahmen die Ausgaben für den Steuerberater deutlich, zumal diese auch steuerlich absetzbar sind.

Wie bekomme ich als Freelancer Aufträge?

Eine der wichtigsten Fragen für Freelancer lautet: Wie bekomme ich neue Aufträge und neue Kunden? So einfach die Frage ist, so vielfältig sind die Möglichkeiten. Dabei unterscheiden sich die zu empfehlenden Methoden je nach Branche und Tätigkeit.

Eigene Website

In der heutigen digitalen Welt absolut unverzichtbar ist eine eigene Website. Sie bietet Freelancern die ideale Plattform, um ihre Fähigkeiten und Vorzüge zu präsentieren und auf bisherige Kunden und Referenzen hinzuweisen.

Eine Website kann aber wesentlich mehr sein als eine digitale Visitenkarte. Sie bietet die Chance, sich als Experte auf dem eigenen Fachgebiet zu zeigen. So kann es sich zum Beispiel für Freelancer im Bereich Online-Marketing anbieten, auf ihrem Blog regelmäßig über aktuelle Entwicklungen in ihrer Branche zu berichten. Das bietet zwei Vorteile: Erstens kommen auf diese Weise auch solche Nutzer auf die Website, die zunächst einmal gar keine Dienstleistung suchen, sondern sich einfach nur informieren wollen. Das erweitert den Nutzerkreis erheblich. Und zweitens unterstreicht ein Freelancer mit einer gepflegten und aktuellen Website, dass er auf dem Stand der Dinge ist und sich auskennt.

Das bedeutet zwar einiges an Arbeit, wird sich aber mittelfristig in Form von Kundenanfragen auszahlen – ohne dass man als Freelancer selbst auf die Kunden zugehen muss.

Social Media

Ähnlich wie mit einer eigenen Website verhält es sich mit sozialen Medien. Auch hier sollte man als Freelancer Präsenz zeigen und über interessante Neuigkeiten aus der Branche berichten, für die man tätig ist. Social Media und die eigene Website können voneinander profitieren, indem man News von der eigenen Website in den sozialen Medien teilt und auf diese Weise zusätzliche Besucher auf die Website holt.

Für Freelancer besonders interessant sind berufsnahe Netzwerke wie LinkedIn. Auf dieser Plattform mit ihren zahlreichen Mitgliedern erreicht man die eigene Zielgruppe effizient und wirksam. Dabei ist jedoch auf einige Grundregeln zu achten. Beiträge bzw. Posts sollten zum Beispiel so gestaltet sein, dass sie für andere auch tatsächlich interessant und thematisch relevant sind. Schnappschüsse aus dem letzten Urlaub sollte man dagegen eher auf Instagram teilen. Auch die Verwendung passender Tags kann die Sichtbarkeit zielgerichtet verbessern.

Wichtig ist es außerdem, soziale Medien nicht nur als Einbahnstraße zu sehen und dort nur neue Inhalte abzuladen. Die Plattformen leben von der Interaktion. Das bedeutet: Auch Reaktionen wie zum Beispiel Kommentare zu Beiträgen anderer sind wichtig.

Podcast          

Sehr beliebt zur Selbstvermarktung sind inzwischen auch Podcasts. Es gibt sie zu fast allen Themen. Auch Nischen und Special Interest werden mit eigenen Podcasts abgedeckt. Dieses Format bietet Freelancern die Möglichkeit, zusätzliche Präsenz zu erzielen und neue Kunden zu gewinnen.

YouTube

Was für Podcasts gilt, gilt entsprechend auch für YouTube-Channels. Je nach Branche, aber auch in Abhängigkeit der eigenen Vorlieben können regelmäßige Videos ein wirkungsvoller Kanal sein, um Aufmerksamkeit zu erzielen und neue Kundensegmente zu erschließen.

Bestehendes Netzwerk

Umso größer das persönliche Netzwerk, desto größer ist die Chance, darüber neue Aufträge zu generieren. Hier können zum Beispiel Kontakte aus früheren Arbeitsverhältnissen, bestehende und frühere Kunden, Freunde etc. hilfreich sein.

Das persönliche Netzwerk bedarf einer regelmäßigen Pflege. Kontakte sollten auch dann aufrechterhalten werden, wenn man sich von ihnen keine unmittelbaren Aufträge verspricht.

Empfehlungen

Sicherlich die beste Möglichkeit für Freelancer, an neue Aufträge zu kommen, sind Empfehlungen zufriedener Kunden und Mund-zu-Mund-Propaganda. Wer als Freelancer aufgrund einer Empfehlung angesprochen wird, hat gute Chancen, den Auftrag zu bekommen.

Empfehlungen können auf verschiedene Weisen ausgesprochen werden, zum Beispiel direkt im Gespräch, aber auch auf Bewertungsplattformen wie zum Beispiel Google Business Profile.

Freelancerportale

Es gibt verschiedene Plattformen im Web wie zum Beispiel Twago, Gulp oder Fiverr, auf denen Aufträge für Freelancer ausgeschrieben sind. Hier ist aber Vorsicht geboten, denn manchmal verlangen die Betreiber der Plattformen hohe Provisionen für die Vermittlung von Aufträgen. Weil die Aufträge außerdem im Grunde für alle sichtbar sind, ist der Wettbewerb entsprechend hoch, was die Preise drücken kann. Keinesfalls sollte ein Freelancer bereit sein, zu Dumpinglöhnen zu arbeiten und sich ausnutzen zu lassen.

Wieviel verdient ein Freelancer?

Als Freelancer kann man gut verdienen. Man muss allerdings den eigenen Marktwert kennen und kalkulieren, welcher Stundensatz wirtschaftlich gesehen mindestens angesetzt werden muss.

Generell gilt: Je größer die eigene Expertise und je weniger Wettbewerb es für eine Tätigkeit gibt, desto höher kann der Stundensatz sein.

Um es konkret in Zahlen auszudrücken: Aufgrund der zahlreichen Ausgaben und Verpflichtungen, die Freelancer im Vergleich zu festangestellten Mitarbeitern haben, sollte der Stundensatz nicht geringer als 60 Euro ausfallen. Ausgewiesene Experten mit einer langjährigen Expertise und vielen Referenzen können aber je nach Branche durchaus auch Stundensätze von 140 Euro und mehr verlangen.

Dabei gilt: Als Freelancer darf man sich nicht unter Wert verkaufen. Es klingt vielleicht überraschend, aber nicht nur ein zu hoher Stundensatz kann abschreckend wirken. Wer zu wenig verlangt, macht sich selbst auch unattraktiv. Denn meist ist die Wahrnehmung der Kunden diese: „Was nichts kostet, ist auch nichts wert.“

Eine gute Orientierung bieten Vergleiche mit dem Gehalt von Festangestellten, welche ähnliche Tätigkeiten ausüben. Zu addieren sind Ausgaben zum Beispiel für Sozialversicherungen, Ausstattung, Buchhaltung und andere Versicherungen. Außerdem sollten Vergleiche mit dem Stundensatz anderer Freelancer in der Branche gezogen werden.

Der Stundensatz sollte außerdem das Bilden von Rücklagen für Steuer, Krankheit und Zeiten ohne Aufträge ermöglichen. Nicht zu vergessen ist die Altersvorsorge.

Wenn es läuft: das Freelancer-Geschäft erweitern

Hat man als Freelancer einmal so richtig Fahrt aufgenommen und viele Kunden gewonnen, stellt sich die Frage, wie sich das Geschäft erweitern lässt. Mit der passenden Skalierungsstrategie kann man als Freelancer zum Solopreneur werden.

Dabei sind einem Freelancer natürliche Grenzen gesetzt. Weil er alleine tätig ist, kann er nicht durch Delegation auf Mitarbeiter skalieren. Dem Freelancer steht nur die eigene Arbeitszeit zur Verfügung.

Doch auch Freelancer können skalieren. Eine Möglichkeit ist der Stundensatz. Wenn es nicht möglich ist, zusätzliche Stunden zu arbeiten, dann ist der einfachste Weg, den Umsatz pro Stunde zu steigern. Sehr gut möglich ist das bei Neukunden. Dagegen ist eine Erhöhung bei Bestandskunden immer mit dem Risiko verbunden, diese zu verlieren. Doch auch dieses Risiko ist eher gering, wenn die Kunden zufrieden mit der erbrachten Leistung sind und ihren Mehrwert erkennen.

Auch die Auswahl der Kunden ist eine Möglichkeit, mit der Freelancer mehr aus ihrer Tätigkeit herausholen können. Es gilt, solche Kunden zu vermeiden, die viel unbezahlte Mehrarbeit verursachen, weil sie zum Beispiel häufig Nachbesserungen fordern oder zum Diskutieren neigen.

Auch beim Preismodell besteht Skalierungspotential. Statt zum Beispiel einen Stundensatz zu vereinbaren, kann man als Freelancer auch einen Fixpreis für ein Leistungspaket ansetzen. Das kann für den Freelancer lukrativer sein. Hier ist jedoch vorher genau zu vereinbaren, was zum Leistungsumfang zählt und was nicht. Ansonsten drohen unangenehme Diskussionen.

Besonders gut skalieren Tätigkeiten, die bei minimalem Mehraufwand ein lineares Umsatzwachstum ermöglichen. Hier sind zum Beispiel Schulungen zu nennen. Jeder Schulungsteilnehmer zahlt eine feste Teilnahmegebühr. Für den Freelancer, der die Schulung hält, ist der Aufwand jedoch bei einer Teilnehmeranzahl von zehn oder fünfzig ungefähr gleich.

Risiken und Gefahren für Freelancer

Als Freelancer genießt man viele Vorzüge und hat, wenn alles richtig läuft, ein gutes Einkommen, kann sich die Kunden aussuchen und ist flexibel bei Arbeitszeit und Arbeitsort.

Allerdings sind Freelancer auch verschiedenen Risiken und Gefahren ausgesetzt, die hier kurz zusammengefasst werden sollen.

Zu viel Arbeit, keine Freizeit mehr

Wenn jede zusätzlich gearbeitete Minute zusätzliche Einnahmen bedeutet, dann kann der Anreiz zum Ausweiten der Arbeitszeit sehr groß sein. Das kann soweit gehen, dass die eigene Freizeit zugunsten zusätzlicher Aufträge immer weiter eingeschränkt wird. Freelancer laufen daher Gefahr, Zu Workaholic zu werden. Daher ist es wichtig, sich bereits im Vorfeld Gedanken zu den Arbeitszeiten zu machen und bestimmte Tage und Tagesabschnitte kategorisch arbeitsfrei zu halten.

Für Freelancer ist deshalb auch ein gutes Zeitmanagement unverzichtbar.

In ein Auftragsloch fallen

Jeder Freelancer kann in die Situation kommen, dass er gerade einmal keinen Kunden hat. In vielen Branchen ist das Geschäft saisonal. Gerade zur Sommerzeit oder in Phasen der Budgetplanung scheuen viele Unternehmen die Beauftragung externer Dienstleister. Freelancer sollten das im Vorfeld einplanen und entsprechende Rückstellungen bilden, um auch solche Durststrecken zu überwinden.

Dabei bieten Zeiten ohne Aufträge auch Chancen. Man kann zum Beispiel die eigene Website pflegen, neue Beiträge erstellen und an der eigenen Sichtbarkeit arbeiten. Das zahlt sich später in Form neuer Anfragen aus.

Scheinselbständigkeit

Wie bereits erwähnt ist Scheinselbständigkeit ein Risiko sowohl für Freelancer als auch für deren Kunden. Daher sollte man sich stets der Kriterien bewusst sein, anhand derer eine Scheinselbständigkeit unterstellt werden kann, und ggf. Anpassungen an der Arbeitssituation vornehmen.

Isolation

Arbeiten von überall, stets an einem anderen Ort sein, Aufträge online bearbeiten – das klingt zunächst einmal toll. Es kann aber mit der Zeit auch in eine gewisse Isolation führen, bei welcher der Kontakt zu den Mitmenschen leidet.

Abhilfe können zum Beispiel gelegentliche Besuche beim Kunden oder das Arbeiten in Coworking-Spaces schaffen. Hier trifft man als Freelancer Gleichgesinnte und hat die Möglichkeit zum Austausch.

Falsche Erwartungen

Als Freelancer verdient man nicht automatisch viel Geld. Bevor es soweit ist, muss viel Vorarbeit geleistet werden. Gerade zu Beginn kann es erst einmal nicht so rosig aussehen – zumal Freelancer sich um vieles gleichzeitig kümmern müssen. Dazu zählen Sozialversicherungen, Kundenakquise, die Buchhaltung und einiges mehr.

Das alles muss man wissen, bevor man eine Karriere als Freelancer startet. Dann gibt es auch keine Enttäuschungen.

Auf die falschen Kunden setzen

Welche Kunden die richtigen sind, lernt man als Freelancer mit der Zeit. Manche Kunden verursachen viel Arbeit und bringen wenig ein. Oder sie sind einfach nur anstrengend oder unangenehm im persönlichen Kontakt. Wenn man eine Weile als Freelancer tätig war und eine breite Kundenbasis aufgebaut hat, kann man solche unangenehmen Kunden aussortieren und sich auf die guten Kunden konzentrieren.

Zu gering einsteigen

Wer mit einem zu geringen Stundensatz einsteigt, hat es später schwer, mehr zu verlangen. Häufig ist ein spürbarer Anstieg des Stundensatzes nur über den Wechsel der Kunden möglich.

Als Freelancer darf man sich nicht unter Wert verkaufen. Welcher Stundensatz mindestens verlangt werden soll, lässt sich durch Vergleiche mit festangestellten Mitarbeitern sowie anderen Freelancern ermitteln.

In 12 Schritten zum Freelancer: Checkliste

Hier noch einmal zusammengefasst die Schritte, die auf dem Weg zur Karriere als Freelancer zu durchlaufen sind:

  1. Alleinstellungsmerkmal und Tätigkeiten festlegen: Welche Dienstleistungen sollen angeboten werden, welches sind die Vorteile gegenüber bestehenden Anbietern?
  2. Zu erwartende Kosten zusammenstellen
  3. Stundensatz ermitteln: Welcher Stundensatz soll zum Start gelten, wie kann er sich entwickeln?
  4. Businessplan erstellen: Welche Einnahmen und Ausgaben sind zu erwarten?
  5. Falls nötig: Finanzierung für den Start organisieren
  6. Gewerbe anmelden (für Freiberufler nicht notwendig) und Anmeldung beim Finanzamt
  7. Geschäftskonto einrichten
  8. Notwendige Versicherungen wie zum Beispiel Krankenversicherung abschließen
  9. Beschaffung der benötigten Ausstattung
  10. Organisation von Verwaltungsaufgaben wie zum Beispiel der Buchhaltung
  11. Sichtbarkeit schaffen: zum Beispiel durch eigene Website und Präsenz in Social Media
  12. Kundenakquise planen
Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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