Selbstmarketing: Ein bedeutender Faktor für die Karriere

Selbstmarketing: Ein bedeutender Faktor für die Karriere

Karriereplanung | 26.11.2024

In Zeiten zunehmender Konkurrenz ist der Vertrieb gefragt. Sein Marketing soll das Produkt (wieder) nach vorn bringen, es besser verkaufen. Und was für Waren gilt, kann in Zeiten eines Überangebots an Arbeitskräften für den Arbeitnehmer in seinem Job nicht falsch sein. Selbstmarketing heißt das Zauberwort.

Im früheren Zeiten war nur der oberen Führungsschicht das Problem der Eigendarstellung bewusst. Aus Erfahrung wusste man, dass nur das Leistungsergebnis am Ende zu wenig sein kann. Auch der persönliche Auftritt ist entscheidend für das Feedback. Oft wird gesagt, Erfolg bedeutet, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Das ist sicher nicht falsch, vieles im Berufsleben oder bei der Bewerbung ist auch vom Zufall abhängig. Hier einige Tipps, was man bei der Selbstvermarktung falsch und was man richtig machen kann.

Die Wahrnehmung durch andere spielt bei jeder Tätigkeit, bei jeder Bewerbung ebenfalls eine wichtige Rolle, ein Selbstbewusstsein ohne affektierte oder anmaßende Übertreibung macht vieles leichter. Wie auch eine Ware besser verkäuflich ist, die dezent auf sich aufmerksam macht, ohne das Publikum zu überfordern, einzuschüchtern, oder auf allzu billige Art zu beeindrucken, so auch eine Person, die sich um eine Stelle bewirbt, einen Auftrag an Land ziehen oder eine Prüfung bestehen will.

Und am Ende geht es immer darum, das Innerste nach Außen zu kehren, die eigenen Fähigkeiten nicht „unter den Scheffel“ zu stellen, sprich sich klein zu machen, sich schlecht zu verkaufen. Sondern es geht um eine angemessene Präsentation der eigenen Überzeugungen und Fähigkeiten, um den gelungenen Auftritt, um Sichtbarkeit. Manche Menschen haben diese Eigenschaften von Natur aus, andere können Selbstvermarktung lernen. Bei jedem Tätigsein ist Selbstmarketing immer ein Faktor, wenn es darum geht die Karriere zu fördern oder um bei einer Bewerbung erfolgreich zu sein.

Zufall oder Methode

Aber nicht nur die normalen Anlässe wie ein Jobwechsel oder das Vorstellungsgespräch lassen über Selbstmarketing nachdenken, auch Erfahrungen, Situationen im Alltag werfen die Frage nach der Inszenierung des Selbst bisweilen auf. Tatsächlich gibt es Menschen, von denen man wie zufällig erfährt, dass sie unter mangelndem Selbstwertgefühl leiden und deshalb von anderen gar nicht oder nicht im richtigen Maße wahrgenommen werden. Sie werden übersehen.

So der Business-Coach, dem plötzlich durch eine Bemerkung seines Chefs Zweifel an der eigenen Außendarstellung kommen. Auch diese Berufsgruppe, von der man alles andere vermuten würde, ist vor Erfahrungen dieser Art nicht gefeit. Der Coach sollte ein Fortbildungsprogramm für die Leitungsebene des Konzerns konzipieren, war beschäftigt mit der Ermittlung von Lernbedarfen, dem schreiben von Curricula, wollte Dozenten für das Projekt gewinnen.

Für sich selber war er von sich überzeugt als jemand, der sich durch Inhalte definiert, nicht durch Selbstdarstellung, schon gar nicht durch übertriebene Präsenz. Und diese ihm natürliche Strategie verstand er lange als Garant seines Erfolgs, bis eines Tages wie nebenbei klar wurde, dass sein Chef die über Jahre geleistete Arbeit gar nicht bewerten konnte, weil er sie schlicht nicht wahrgenommen hatte.

Der Schluss, den der Coach ziehen musste, lautete: Wer im Beruf erfolgreich sein will, muss sich verkaufen können, Selbstvermarktung betreiben, damit seine Leistung auch wahrgenommen wird. Dies gilt für die Präsentation des anstehenden Projekts, bei Gehaltsverhandlungen, der Vorstellung einer neuen Idee. Wer im Beruf bei den wichtigen Anlässen nicht für sich trommelt, bekommt die Triangel. Oder er wird übersehen, weil sein Auftritt nicht mit der nötigen Präsenz verbunden ist, weil seine Sichtbarkeit zu wünschen Übrig lässt.

So paradox es zunächst klingt, die Fremdwahrnehmung beginnt mit der Eigenwahrnehmung, sie ist die eigentliche Grundlage für jedes Feedback. Die innere Überzeugung strahlt nach außen und ist für das Selbstmarketing ein mitentscheidender Faktor. Deshalb ist auch die eigene Konstitution wichtig für den Arbeitsalltag, die eigene Anerkennung seiner Kompetenzen. Denn die Persönlichkeit definiert sich durch Leistungen und durch die Darstellung der Persönlichkeit. Die eigene Marke kreieren: in jedem Unternehmen, bei einer Bewerbung ist auch da immer wieder wichtig.

Marke oder Leistung?

Aber warum wird ein Kollege, der Ihnen nicht das Wasser reichen kann, bei Belobigungen und Gehaltserhöhungen ständig bevorzugt, während Sie immer wieder leer ausgehen. Weil das Selbstmarketing oder die Selbstvermarktung, besonders die Außendarstellung, in vielen Situationen im Beruf wichtiger ist als die Leistung.

Also eine Marke darstellen, auch das ist wichtig im Job, in jedem Unternehmen. Dieser Zusammenhang wurde in etlichen Studien bestätigt. Wenn es um Aufstiegschancen geht, ist oft das persönliche Image viel entscheidender für die Karriere. Oft werden Mitarbeiter in einem Unternehmen von den Entscheidern übergangen, weil sie eben nicht auffallen, weil ihr Beitrag nicht wahrgenommen wird.

Aktivität in der Öffentlichkeit

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Vorgesetzter Ihre Bemühungen nicht ausreichend wahrnimmt, sollten Sie aktiv werden. Die normale Einstellung eines Arbeitnehmers ist im wesentlichen, dass man wartet, bis der Abteilungsleiter die Arbeit verteilt, und Leistungen erwartet. Aber damit kann man nicht auffallen, bei keinem Dienstleister und in keinem Büro. Der Auftritt bleibt blass, der Protagonist wird übersehen. Wer Eigeninitiative zeigt, Termine bestimmt, Projekte vorschlägt, Lösungen findet, kann Erfolge verbuchen, die anderen im Gedächtnis bleiben, die für die Beförderung letztlich entscheidend sind.

Die eigenen Stärken analysieren

Der erste Schritt eines erfolgreichen Selbstmarketings ist die Analyse der eigenen Persönlichkeit, also der Stärken und auch der Schwächen. Zudem sollten Sie Ihre Ziele definieren. Ganz nebenbei entsteht in diesem Erkenntnisprozess Selbstbewusstsein, denn es ist immer besser, Probleme bewusst anzugehen. In einem zweiten Schritt sollte überprüft werden, was die Kollegen und Vorgesetzten von Ihnen halten, welche Kompetenzen Ihnen zugetraut werden.Auch dies hilft der Selbstvermarktung. Im Vergleich zwischen der Selbst- und der Fremdwahrnehmung werden die Probleme erkennbar, die zu der Differenz zwischen Selbst und anderen entstanden sind. Sie sind die Grundlage für das weitere Vorgehen.

Um zu diesem Vergleich zu gelangen, hilft die Beobachtung, bei welchen Belangen die anderen um Ihre Unterstützung bitten. Hier erkennen Sie, was man Ihnen im Job zutraut. Auch die direkte Anfrage hilft, die Wahrnehmung der anderen zu erfahren und ein direktes Feedback zu bekommen. Ist ein Unterschied zwischen Ihrem Selbstverständnis und den Ergebnissen der Analyse erkennbar, wissen Sie um die Probleme, die Sie nun bearbeiten sollten. Werden Sie unterschätzt, bieten Sie Ihre Mitarbeit genau in diesen Bereichen an, in denen Ihnen berufliche Kompetenzen zugetraut werden.

Die eigenen Ziele kennen

Wird man verkannt, kann es am Umfeld liegen, auch an der Arbeitsstruktur, die Sie im Büro oder bei dem Dienstleister, der Sie beschäftigt, vorgefunden haben. Wenn Sie gerne selbständig arbeiten, sind Sie mit einer Teamleitung auf Dauer sicher nicht zufrieden. Hier entsteht eine Diskrepanz zwischen ihrem Selbstbild, ihren Leistungen und dem Umfeld, in dem so kein positives Feedback entstehen kann. Und diese Diskrepanz kann durch Anpassung nur selten aufgehoben wird und wird ihrer Persönlichkeit nicht gerecht.

Zunächst entsteht die Frage nach Ihren Stärken und den besonderen Leistungen. Aber auch die Ziele, die Sie erreichen wollen, gehören in diese Abteilung. Beide Komplexe kulminieren in der Aufgabe: Welche Ziele sind mit den vorhandenen Fähigkeiten erreichbar? Und um diese Ziele zu erreichen, sollten Sie eine Führungskraft ansprechen, um sich an der richtigen Stelle zu positionieren. Aber Sie sollten auch wissen, welche Fähigkeiten diese Person im allgemeinen schätzt, um sich darauf einzustellen und Erfolg zu haben.

Der Alltag im Job und das Selbstmarketing

Die Basis für ein erfolgreiches Selbstmarketing ist damit vorhanden. Nun geht es um die praktische Umsetzung im Büro bei Ihrem Dienstleister. Das bedeutet, Sie sollten sich verstärkt profilieren, sich bei der Zielperson und auch den eigenen Kollegen im Sinne Ihres Selbstmarketings zunehmend in Szene setzen.

Bieten Sie den Kollegen Ihre Hilfe an, unterstützen Sie auch die Vorgesetzten. Am besten bei Aufgaben, bei denen Ihre Stärken gefragt sind. Gelegenheiten dazu bieten sich im Arbeitsalltag immer wieder. Bei den Kollegen entsteht so nach und nach das Image eines hilfsbereiten und kompetenten Kollegen, und das nicht nur in Ihrer Abteilung. Zusätzlich sind stabile Netzwerke eine gute Basis für eine erfolgreiche Selbstvermarktung.

Selbstmarketing: Das Marketing in eigener Sache – ohne Gerede

Eigeninitiative ist besonders einfach bei bereits absolvierten Projekten, die im Konsens etabliert wurden. Von Zeit zu Zeit kann jedes Projekt ein Update gut vertragen, und Sie gehen nicht das Risiko ein, dass ein neues Projekt abgelehnt wird. Und diese Methode wirkt nie aufdringlich, sondern professionell. Aber bitte nicht zu oft anwenden, denn immer wieder auf alte Angelegenheiten zurückzugreifen, kann auf die Dauer für die nächste Beförderung auch hinderlich sein.

In Diskussionen entstehen neue Ideen, das gemeinsame Eruieren schafft interessante Anregungen, die Personen werden als Akteure anerkannt, als Substanz des Unternehmens. Beteiligen Sie sich bei jeder sinnvollen Gelegenheit. Bei einem Meeting treffen Sie auch Entscheider anderer Abteilungen, hier können für den Job Kontakte entstehen, die für Sie am Anfang noch gar nicht konkret sind. Aber der Leiter einer anderen Abteilung denkt schon weiter und hat bestimmte Projekte im Sinn, ist bereits auf der Suche nach passenden neuen Mitarbeitern. Das ist Ihr Forum, wenn Sie in den Treffen aktiv und präsent sind, durch Sichtbarkeit überzeugen. Hier werden Sie zur Marke.

Selbstmarketing: Vermeiden Sie diese Fehler bei der Selbstdarstellung

Erinnern Sie sich an den Streber in Ihrer Schulzeit? Ein Experte in Selbstvermarktung? Ungeliebt sind solche Mitschüler nicht eigentlich wegen ihrer Strebsamkeit, sondern durch ihre Übermotivation. Denn Schüler die mit der Schule gut klar kommen und anderen Schülern dann helfen, sind meist sehr beliebt. Wer aber als Angeber oder Wichtigtuer gilt, hat es sich meist dauerhaft verscherzt. Im Beruf und besonders beim Chef sind Blender und Mitarbeiter, die sich ständig in den Mittelpunkt stellen, ganz schnell unten durch. Wenn das Selbstmarketing nachhaltig sein soll, gilt es, die ausgelegten Fallstricke zu umgehen.

Bleiben Sie bei dem, was mit den beruflichen Fakten vereinbar ist. Wer mehr mitteilt, als tatsächlich gegeben ist, ruiniert zielgerichtet seine Karriere. Auch den Projektmitarbeitern fallen Übertreibungen bald auf, und der Weg zum Vorgesetzten ist in jedem Büro oft kürzer als mancher denkt. Marketing heißt eben zunächst Marktkenntnis.

Der Erfolg vom letzten Jahr

Liefern Sie nicht Quantität, sondern Qualität. Wer ständig nur die kleinen Erfolge im Kollegenkreis berichtet, wird schnell zum Langweiler und reduziert die eigenen Maßstäbe. Wiederholungen haben ähnliche Auswirkungen. Nichts ist so langweilig wie das Projekt vom letzten Jahr. Und das Argument, mit dem Sie letzte Woche noch erfolgreich verteidigt haben, will nach Weihnachten keiner mehr hören. Außerdem wer sich ständig wiederholt, konnte schon beim ersten mal nicht überzeugen. Schnell gilt man als jemand, der mit seiner Sichtbarkeit nur die nächste Beförderung im Blick hat. Und er zeigt sich wenig kreativ, ein weiteres Hemmnis für die Karriere.

Kooperation und Unterordnung

Werden sie initiativ, überzeugen Sie durch Leistung und unterstützen Sie die anderen, aber achten Sie auch darauf, dass Sie nicht ausgenutzt werden. Denn oft genug werden die kooperativen Mitarbeiter von anderen ausgenutzt, alle unbequeme und lästige Arbeit wird auf sie abgewälzt, und die anderen arbeiten derweil an beruflichen Erfolgen.

Selbstmarketing ist kein Selbstläufer

Alles was nicht natürlich ist und sozusagen Ihre zweite Haut, kann auch ins Gegenteil umschlagen. Dazu sollten besonders die Tipps zur Selbstvermarktung im letzten Teil aufmerksam machen. Und das Unbehagen, das Selbstmarketing konsequent anzugehen, zur Marke werden, an der eigenen Sichtbarkeit zu arbeiten, um eine positive Resonanz zu bekommen, ist genau in dieser Angst vor der Blamage begründet. Seien Sie also behutsam und überfordern Sie Ihr Arbeitsumfeld nicht. Aber Initiative ist nun mal der Kern des Erfolgs, das Wesen eines Unternehmens, und berufliche Erfolge sind immer das Resultat einer wie auch immer begründeten Selbstdarstellung.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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