Kompetenz – Was ist das eigentlich?
Wer sich beim Begriff Kompetenz mit einer konkreten Definition versucht, stößt schnell an Grenzen. Denn Kompetenz ist so betrachtet mehr als nur die Befähigung, einen bestimmten Beruf ausüben zu dürfen. Kompetent ist, wer sich in komplexen Sachverhalten einfinden und Lösungen mit methodischem und selbstorganisiertem Vorgehen finden kann. Kompetente Menschen sind nicht selten auch Führungskräfte. Aber nicht, weil sie immer die passenden Qualifikationen nachweisen können, sondern weil sie ihren Job mit Verantwortung und Sachverstand bewältigen.
Kompetenz ist ein Konglomerat aus Wissen, Erfahrung und Umsetzungsvermögen. Bezogen aufs Berufsleben sind kompetente Mitarbeiter solche, denen es gelingt, angeeignetes Wissen zielführend bei ihren Aufgaben einzusetzen und damit ihr Können in ihren Arbeitsbereichen selbstständig unter Beweis zu stellen.
Kompetenz ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit Intellekt. Jemand, der auf einem Gebiet kompetent ist, muss nicht zwingend umfassend gebildet sein. Er verfügt aber in der Regel über eine ausgeprägte Expertise in seinem Fach. Kompetenz sagt nichts über die Allgemeinbildung aus.
Was ist der Unterschied zwischen Kompetenzen und Qualifikationen?
Qualifikationen werden in einem gewissen Zeitraum erworben und in der Regel schriftlich bescheinigt, zum Beispiel mit einem Zeugnis, einem Zertifikat oder einer Urkunde. Sie besagen, dass jemand in einem bestimmten Bereich geschult und dementsprechend qualifiziert wurde. Das heißt aber nicht, dass jemand, der qualifiziert ist, somit gleich kompetent in einem Fachgebiet ist. Denn Kompetenz ist viel mehr als eine Qualifikation. Sie entsteht aus einer Begabung heraus, die mit einer Qualifikation erweitert oder manifestiert wird und letztlich mit Erfahrung und Know-how ergänzt wird.
Was macht Kompetenzen so wichtig?
Ein Mitarbeiter, der sein Wissen und seine Fähigkeiten in der Praxis umzusetzen weiß und für das Erreichen von Unternehmenszielen einzusetzen versteht, kann als kompetent bezeichnet werden.
Synonyme und Verwendungen im beruflichen Alltag
Synonyme des Begriffs Kompetenz sind: Befähigung, Begabung, Können, Wissensreichtum, Fachkundigkeit, Fertigkeit, Weitblick, Sachverstand.
Im Beruf wird Kompetenz auch oft mit Zuständigkeit oder Befugnis gleichgesetzt. So hat etwa der Prokurist die Kompetenz, für seine Firma Verträge abzuschließen.
Die wichtigsten Schlüsselkompetenzen im Job
Im Job kommt es auf bestimmte Schlüsselkompetenzen an. Diese schließen sich aus Hard Skills und Soft Skills zusammen.
Hard Skills
Hard Skills sind die Fakten, die sich in den Arbeitszeugnissen, Zeugnissen, Zertifikaten, Empfehlungen und Urkunden wiederfinden. Ein Bewerber verfügt zum Beispiel über einen Berufsabschluss und hat sich im Laufe seines Berufslebens zusätzliche Fähigkeiten durch die Teilnahme an Seminaren oder Weiterbildungen angeeignet. Hard Skills repräsentieren einen Teil der Kernkompetenz eines Mitarbeiters. Sie werden benötigt, damit jemand in einem Bereich eingesetzt werden darf.
Soft Skills
Hard Skills allein genügen aber nicht, damit jemand für einen Job als befähigt gilt. Die Soft Skills sind die Fertigkeiten, die sich in der Person selbst wiederfinden und zum Großteil bestimmen, ob jemand befugt ist, den Anforderungen einer Stelle gerecht zu werden. Allen voran gilt hier die soziale Kompetenz als eine der Schlüsselkompetenzen. Aber auch das Umsetzungsvermögen und das methodische Vorgehen entscheiden darüber, ob wir jemanden als kompetent einschätzen und bezeichnen. Soft Skills und Hard Skills ergänzen sich im Idealfall.
Fakten und Hintergrundwissen sind wichtig, um eine Basis zu schaffen für konstruktives und strukturiertes Arbeiten. Sie sind auch der Nährboden für die Entstehung weiterer Kompetenzen, die im Berufsleben mittlerweile unverzichtbar sind. Ein erfolgreiches Unternehmen besteht aus Mitarbeitern, die nicht in ihrem Wissensstand verharren und bereit sind, immer wieder dazu zu lernen. Jeder Mitarbeiter sollte seine besonderen Stärken in den Arbeitsprozess eines Unternehmens mit einbringen. Arbeitgeber, die Erfolg verbuchen wollen, nutzen die Ressourcen ihrer Mitarbeiter und fördern diese entsprechend, zum Beispiel mit Schulungen, Weiterbildungen und beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten.
Die spezielle Bedeutung der Führungskompetenz
Führungskräfte besitzen nicht automatisch die Kompetenz zum Führen eines Teams. Wer Führungskompetenz besitzt, ist schlagfertig, entscheidungsfreudig, mutig, innovativ, handelt im Sinne des Unternehmens, denkt analytisch und wirtschaftlich, arbeitet effektiv und kann delegieren. Führungskräfte mit Führungskompetenz lösen Probleme und Aufgaben nicht zwangsläufig selbst, sie wissen aber die Potentiale ihrer Mitarbeiter zu nutzen und im Unternehmensprozess mit einzubinden. Das heißt also, Kompetenzen müssen auch erkannt und gefördert werden, damit sie zielgerichtet eingesetzt werden können.
So lassen sich Kompetenzen kategorisieren
Kompetenzen werden oft unterteilt in:
- soziale Kompetenz: Können Sie zwischenmenschlich gut interagieren? Sind Sie einfühlsam, verlässlich und teamfähig? Wie steht es um Ihre Belastbarkeit?
- kommunikative Kompetenz: Wie ist Ihre schriftliche Ausdrucksweise? Können Sie überzeugen und andere mitreißen? Treten Sie anderen gegenüber wertschätzend auf? Arbeiten Sie kundenorientiert?
- Methodenkompetenz: Wie gehen Sie an ein Problem heran? Arbeiten Sie strukturiert und selbstständig? Können Sie kluge Strategien entwickeln? Wie setzen Sie Ihr Fachwissen ein?
- Fachkompetenz: Welche Qualifikation und Erfahrung bringen Sie mit? Wie ambitioniert sind Sie damit in Ihrem Job? Sind sie bereit, Ihr Fachwissen zu vertiefen?
- persönliche Kompetenz: Sind Sie kritikfähig? Wie arbeiten Sie mit anderen grundsätzlich zusammen? Wie ist Ihre Auffassungsgabe?
- Handlungskompetenz: Wie gut setzen Sie sich durch? Gehen Sie Probleme offensiv an oder warten Sie lieber ab? Übernehmen Sie gern Verantwortung?
Ab wann darf ich mich als kompetent bezeichnen?
Kompetent ist, wer
- Fähigkeiten besitzt, die zur Ausübung bestimmter Aufgaben zwingend benötigt werden
- komplexe Aufträge mit methodischem Vorgehen bewältigen kann
- sich in schwierigen Situationen schnell zurechtfindet
- mit neuen Aufgaben nicht sofort überfordert ist
- eine strukturierte Herangehensweise bei komplizierteren Aufgaben praktiziert
- durch Lernbereitschaft seine bestehenden Fertigkeiten ergänzt, erweitert oder durch eigenverantwortliches Handeln weiterentwickelt
- selbstständig seine übertragenen Tätigkeiten ausübt und mit Weitblick und sozialer Feinfühligkeit Probleme lösen kann
- selbstreflektiert ist und lösungsorientiert handeln kann
- empathisch, bestimmt und hilfsbereit mit Kollegen, Vorgesetzten und Geschäftspartnern interagieren kann
- kognitiv in der Lage ist, Vorgänge einzuordnen und Wesentliches von Unwichtigem zu trennen und zu filtern
- sich durchsetzen und anderen gegenüber trotzdem mit der notwendigen Wertschätzung entgegentreten kann
- in seinem Aufgabengebiet Experte ist
- wer die tägliche Arbeitsroutine meistert und gleichzeitig die nicht alltäglichen Herausforderungen in seinem Arbeitsprozess mit bewältigen kann
Wie kann ich neue Kompetenzen erwerben und meine vorhandenen Kompetenzen verbessern?
Wie bereits erwähnt, hat Kompetenz auch viel mit Lernbereitschaft zu tun. Die Motivation, sich weiter- und fortzubilden, eigene Horizonte zu erweitern und offen für Veränderung zu sein, ist ausschlaggebend dafür. Es reicht nicht, nur eine Begabung für etwas zu haben. Sie ist lediglich Grundlage dafür, um Handlungskompetenz zu erlangen und auszubauen. Der Fortschritt ist überall und allgegenwärtig.
Wer rastet, der rostet
Fachkompetenz lässt sich nur bis zu einem gewissen Grad erlernen. Um als Experte auf einem Gebiet zu gelten, müssen Sie mehr tun. Sie müssen vor allem neugierig bleiben, interessiert sein, sich Ziele setzen und Sie dürfen sich nicht zu lange ausruhen auf ihren Lorbeeren. Die Erfolge von gestern sind in einer schnelllebigen Gesellschaft wie der unseren auch schnell wieder vergessen. Bleiben Sie deshalb aktiv, suchen Sie nach Herausforderungen und verharren Sie nicht allzu lang in Ihrer Position. Degradieren Sie sich selbst nicht zum Fachidioten, sondern seien Sie der lernende und wissbegierige Mitarbeiter, den sich Arbeitgeber wünschen. Nur so erweitern Sie Ihr Portfolio an Kompetenzen und festigen das Vertrauen Ihrer Kollegen.
Fazit: Kompetenz ist komplex
Zusammengefasst ist Kompetenz all das, was einen fähigen Mitarbeiter auszeichnet. Kompetenz meint nicht nur, eine Qualifikation auf dem Papier vorweisen zu können. Vielmehr sind Lebens- und Berufserfahrung, Empathie, Umsetzungsvermögen, Auffassungsgabe, Werte, Allgemeinbildung, Fachwissen und Entscheidungsfreude entscheidend, um Kompetenz begrifflich einzuordnen und zu definieren.
Kompetenz ist nicht nur die Fähigkeit, sich Wissen anzueignen und es im Arbeitsleben anzuwenden. Es hat auch viel mit Selbstreflexion und eigenem Willen zu tun. Sie spiegelt einen Teil Ihres Charakters wider und zeigt, ob Sie einen Job mit Leidenschaft machen oder eher Dienst nach Vorschrift.
Kompetenz ist ein Gesamtpaket, bestehend aus erlernten theoretischen wie praktischen Fähigkeiten sowie der Befähigung, in ungewohnten oder komplizierten Situationen im Tätigkeitsfeld lösungs- und ressourcenorientiert zu handeln. Kompetenzen sind nicht angeboren, sondern lassen sich erlernen. Sie müssen stetig ausgebaut werden, um dem Fortschritt der Zeit gerecht werden zu können. Wer heute kompetent ist, muss trotzdem morgen noch an sich arbeiten. Nicht umsonst bieten viele Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Kompetenztrainings an.
Wissen und Können sind keine Komponenten, die Bestand haben. Sie müssen vielmehr aufgefrischt, erweitert und immer wieder neu erschlossen werden. Ein Talent zu haben allein reicht nicht. Es muss gefördert werden. Auch Wissen allein genügt nicht. Es muss zielführend angewendet werden.
Unsere Formel für Kompetenz lautet deshalb:
Notwendige Fachkenntnisse + methodisches Handeln + Eigenmotivation = Kompetenz