Soziale Berufe im Wandel: Karrierechancen und Bedeutung in Gesundheit, Bildung und Pflege

Soziale Berufe im Wandel: Karrierechancen und Bedeutung in Gesundheit, Bildung und Pflege

Berufsleben | 17.04.2024

Wussten Sie, dass viele Kliniken derzeit Schwierigkeiten haben, ihre Stellen in der Pflege zu besetzen? Dies ist nur ein Zeichen für den sich abzeichnenden Bedarf an Fachkräften in sozialen Berufen. In diesem Beitrag erkunden wir die spannende Welt der sozialen Berufe und zeigen Ihnen, welche beruflichen Chancen sich dadurch aktuell im Gesundheits- und Sozialwesen ergeben.

Soziale Berufe: Das Wichtigste auf einen Blick: 

  • Es besteht hoher Bedarf an Fachkräften in sozialen Berufen, insbesondere in der Pflege.
  • Soziale Berufe in den Bereichen sind vielfältig und erfordern Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Belastbarkeit.
  • Beliebte soziale Ausbildungsberufe umfassen Erzieher, Pflegefachkräfte, Familienhelfer, Sozialpädagogische Assistenz, Heilerziehungspfleger, Kinderpfleger, Altenpflegehelfer, Medizinische Fachangestellte, Hebammen und Physiotherapeuten.
  • Soziale Berufe bieten erfüllende Aufgaben und stabile Arbeitsplätze.

Soziale Berufe in den Bereichen Erziehung und Bildung

Ausbildungsberufe im sozialen Bereich erleben schon seit Jahren eine hohe Konjunktur. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie die Arbeit mit Menschen im Fokus haben und daher sehr vielfältig sind. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, verlangt aber auch eine hohe Flexibilität und Belastbarkeit.

In den Bereichen Erziehung und Bildung werden die Jobaussichten für Beschäftigte dadurch begünstigt, dass immer mehr Frauen in Vollzeit arbeiten. Sie benötigen daher eine Vollzeitbetreuung für ihre Kinder.

Ausgezeichnete Berufschancen ergeben sich für unter anderem für sozialpädagogische Assistenten, Erzieher und Förderlehrer. Letztere unterstützen den Schulunterricht, indem sie auf spezielle Bedürfnisse von einzelnen Kindern mit bestimmten Schwächen eingehen. Eine Ausbildung zum Förderlehrer erfordert den mittleren Schulabschluss und dauert drei Jahre, an die sich ein zweijähriges Praktikum anschließt.

Erzieher werden ebenso nach einem mittleren Schulabschluss über drei Jahre ausgebildet. Sie arbeiten anschließend in Kindergärten, Heimen und Kinderkrippen. Auch außerhalb von Schulen und Kindergärten sind Pädagogen als Sprech-, Atem- und Stimmlehrer tätig. Dabei arbeiten sie pädagogisch und therapeutisch zugleich. Sie wenden musisch und künstlerisch orientierte Methoden an. Hierfür ist ebenfalls eine dreijährige Ausbildung erforderlich.

Voraussetzungen: Das sollten Sie mitbringen

In sozialen Berufen sind nicht nur fachliche Qualifikationen von Bedeutung. Mindestens genauso wichtig sind die Soft Skills, die Sie in Ihrer täglichen Arbeit einsetzen werden. Diese Fähigkeiten ermöglichen es Ihnen, auf einfühlsame und effektive Weise mit Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Bedürfnisse umzugehen. Hier sind einige der entscheidenden Soft Skills, die in sozialen Berufen unverzichtbar sind:

  • Empathie: Empathie ist die Fähigkeit, sich in die Gefühle und Perspektiven anderer Menschen hineinzuversetzen. In sozialen Berufen ist sie von entscheidender Bedeutung, da sie Ihnen hilft, die Bedürfnisse und Sorgen Ihrer Klienten oder Patienten besser zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.

  • Kommunikationsfähigkeit: Eine klare und einfühlsame Kommunikation ist der Schlüssel zu erfolgreichen Beziehungen in sozialen Berufen. Sie müssen in der Lage sein, Informationen verständlich zu vermitteln und gleichzeitig aktiv zuzuhören, um die Bedürfnisse und Anliegen Ihrer Klienten zu erfassen.

  • Teamfähigkeit: Soziale Berufe erfordern oft die Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten, wie Ärzten, Therapeuten und Lehrern. Teamfähigkeit ermöglicht es Ihnen, nahtlos mit anderen zusammenzuarbeiten, um die bestmögliche Unterstützung für Ihre Klienten zu gewährleisten.

  • Belastbarkeit: Der Umgang mit herausfordernden Situationen und emotionalen Belastungen ist in sozialen Berufen alltäglich. Belastbarkeit hilft Ihnen dabei, auch in stressigen Situationen Ruhe und Klarheit zu bewahren.

  • Einfühlungsvermögen: Einfühlungsvermögen geht über Empathie hinaus und beinhaltet die Fähigkeit, angemessen auf die Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Klienten oder Patienten einzugehen, selbst wenn diese nicht immer verbal ausgedrückt werden.

  • Konfliktlösungsfähigkeit: In sozialen Berufen können Konflikte auftreten, sei es zwischen Klienten oder im Team. Die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv anzugehen und zu lösen, ist entscheidend, um eine positive Arbeitsumgebung aufrechtzuerhalten und den Bedürfnissen Ihrer Klienten gerecht zu werden.

Diese Soft Skills sind in sozialen Berufen nicht nur wünschenswert, sondern oft unverzichtbar. Sie ermöglichen es Ihnen, nicht nur fachlich kompetent, sondern auch zwischenmenschlich stark zu agieren und einen nachhaltigen positiven Einfluss auf das Leben der Menschen zu nehmen, denen Sie dienen.

Beliebte soziale Ausbildungsberufe

Die Grundvoraussetzung für eine Ausbildung ist ein Hauptschulabschluss, für einige Berufsgruppen wird die Mittlere Reife erwartet. Gängige Ausbildungen dauern zwei Jahre. Beliebte Ausbildungsberufe im sozialen Bereich sind unter anderem:

  1. Erzieher/in: Erzieherinnen und Erzieher betreuen und fördern Kinder in Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen. Sie sind für die pädagogische Entwicklung und das Wohlbefinden der Kinder verantwortlich.

  2. Pflegefachkraft: Pflegefachkräfte sind in der Altenpflege und Krankenpflege tätig. Sie unterstützen Senioren und andere Patienten bei der täglichen Pflege, medizinischen Versorgung und Rehabilitation.

  3. Familienhelfer/in: Familienhelferinnen und -helfer unterstützen Familien in schwierigen Lebenssituationen, wie z.B. bei Problemen mit der Erziehung, häuslicher Gewalt oder Suchterkrankungen. 

  4. Sozialpädagogische Assistenz: Diese Fachkräfte unterstützen Kinder und Jugendliche in schulischen und außerschulischen Einrichtungen, um ihre soziale und persönliche Entwicklung zu fördern.

  5. Heilerziehungspfleger/in: Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger unterstützen Menschen mit Behinderungen dabei, ein möglichst eigenständiges Leben zu führen und ihre Fähigkeiten zu entwickeln.

  6. Kinderpfleger/in: Kinderpflegerinnen und -pfleger arbeiten in Kindergärten und unterstützen Erzieherinnen und Erzieher bei der Betreuung und Förderung von Kindern.

  7. Altenpflegehelfer/in: Altenpflegehelferinnen und -helfer unterstützen Pflegefachkräfte in der Betreuung älterer Menschen, indem sie bei der Grundpflege, beim Essen und bei Aktivitäten helfen.

  8. Medizinische/r Fachangestellte/r: Medizinische Fachangestellte arbeiten in Arztpraxen und unterstützen Ärzte bei der Patientenversorgung, Verwaltungsaufgaben und Laborarbeiten.

  9. Hebamme/Entbindungspfleger: Hebammen und Entbindungspfleger betreuen Schwangere während der Schwangerschaft und der Geburt und unterstützen bei der postnatalen Versorgung von Mutter und Kind.

  10. Physiotherapeut/in: Physiotherapeuten helfen Menschen bei der Rehabilitation nach Verletzungen oder Operationen und fördern die Beweglichkeit und das Wohlbefinden.

Pflegeberufe: Der Klassiker unter den sozialen Berufen

Durch den demografischen Wandel in den entwickelten Industrienationen wird die Pflege und Betreuung von älteren Menschen immer wichtiger. Es besteht ein Mangel an Fachkräften in Pflegeberufen, der schon vor einiger Zeit zum Begriff des Pflegenotstands geführt hat.

Die Bundesregierung hat daher 2018 beschlossen, mehr Geld für diesen Bereich bereitzustellen und zusätzliche Stellen für Pflegekräfte zu schaffen. Wer sich für so einen Beruf entscheidet, muss sich um seine berufliche Zukunft nicht sorgen. In der Pflege sind wie im gesamten Gesundheits- und Sozialwesen verschiedene Spezialisierungen möglich.

Was machen Pflegekräfte?

Pflegekräfte sind in verschiedenen Bereichen tätig. Kinder-, Alten-, Kranken- und Gesundheitspfleger gehören dazu. Eine Ausbildung in so einem Pflegeberuf dauert 3,5 Jahre. Sie erfordert entweder einen Hauptschulabschluss mit Berufserfahrung oder einen mittleren Bildungsabschluss.

Den Pflegekräften schreibt man aufgrund des hohen Bedarfs eine aussichtsreiche Zukunft zu. Es existieren einige Vorurteile gegen solche Berufe wie etwa eine zu geringe Bezahlung bei sehr hoher Arbeitsbelastung. Allerdings handelt es sich um vielschichtige Jobs. Sie verlangen zwar in der Tat eine hohe Stressresistenz, bieten aber auch viel, weil die Arbeit mit den Menschen sehr erfüllend sein kann. Neben der Pflege verabreichen Krankenpfleger auch Medikamente und dokumentieren die Pflegeabläufe.

Der Mangel an Pflegerinnen und Pflegern lässt sich an Zahlen ablesen. Nach aktuellen Studien beklagen fast 40 Prozent aller Kliniken ihre Besetzungsschwierigkeiten in diesem Bereich, besonders die großen Kliniken sind davon betroffen. Dieser Fachkräftemangel, der das gesamte Gesundheits- und Sozialwesen betrifft, wird in den kommenden Jahren noch drastisch zunehmen. Das ist eine Chance für junge Leute, die aktuell nach einem Ausbildungsplatz suchen. Nach der Entscheidung für einen in der Pflege angesiedelten Beruf können sich die Fachkräfte auf einen sicheren Arbeitsplatz verlassen. Darüber hinaus eröffnen soziale Berufe gewisse Karrieremöglichkeiten.

Arbeitgeber im sozialen Sektor

Gängige Arbeitgeber für soziale Berufe sind:

  • Krankenhäuser
  • Soziale Dienste und Wohltätigkeitsorganisationen:
    Organisationen wie das Rote Kreuz, Caritas oder lokale Wohltätigkeitsorganisationen sind oft bekannte Arbeitgeber im sozialen Sektor. Sie bieten vielfältige Dienstleistungen und Beschäftigungsmöglichkeiten in den Bereichen Sozialarbeit, Familienhilfe und humanitäre Hilfe.
  • Kindergärten und Schulen
  • Private Pflege- und Betreuungsdienste:
    Private Pflege- und Betreuungsdienste, die älteren Menschen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen Unterstützung bieten, sind ebenfalls wichtige Arbeitgeber im sozialen Sektor.
  • Behinderteneinrichtungen

Welche Gehälter werden in diesem Bereich gezahlt?

Das Einkommensniveau ist bei Berufseinsteigern vergleichsweise niedrig. Eine examinierte Pflegekraft verdient je nach spezieller Ausbildung, Arbeitgeber und Region rund 2.400 bis 3.000 Euro Grundgehalt. Es sind allerdings Schichtzulagen hinzuzurechnen.

Welche Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten soziale Berufe?

  • Spezialisierung & Weiterbildung: Fachkräfte können sich auf bestimmte Bereiche oder Populationen spezialisieren, wie z.B. Kinder, ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen.
  • Lehr- und Schulungspositionen: Einige Fachkräfte werden Dozenten oder Ausbilder in Ausbildungsprogrammen, etwa als Lehkräfte in Krankenpflegeschulen oder als Heilpädagogen.
  • Selbstständigkeit: Einige Berufe bieten die Möglichkeit, selbständig zu arbeiten. So bauen etwa erfahrene Pflegekräfte einen eigenen mobilen Pflegedienst auf.

Jobs mit Gefühl & Verantwortung

Die sozialen Berufe bieten nicht nur erfüllende Aufgaben, sondern auch stabile Arbeitsplätze und vielfältige Karrieremöglichkeiten. Wenn Sie darüber nachdenken, Ihre Leidenschaft für Menschen in einen Beruf umzuwandeln, dann sind die sozialen Berufe eine vielversprechende Option. Als Inhaber eines sozialen Berufs sind Sie eine wichtige Säule des gesellschaftlichen Zusammelebens - eine Verantwortung, die ein gutes Gefühl hinterlässt. 

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.